Kai Friedrich Schade (kfs)
Lebenslauf
19.6.1940
geboren in Heide/Holstein
Verheiratet mit Susanne Rauscher-Schade, drei Kinder
1960
Abitur am Leibniz-Gymnasium in Frankfurt am Main-Höchst
1960
Studium der Volkswirtschaft und Gesellschaftslehre an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt/ Main
Drei Praktika: im Bereich Steuerwesen, Bankensektor und Arbeiterselbstverwaltung (letzteres in Ljubljana/Jugoslawien)
Empirische Sozialforschung in Sizilien zu Fragen der Entwicklung des Mezzogiorno und der Rolle der Mafia dabei als Grundlage der Diplomarbeit
1966
Abschluss mit Diplom in den Sozialwissenschaften Ökonomie und Soziologie
Während des Studiums Volontär, freier Autor und Mitredakteur der Zeitschrift „Offene Welt“ (Frankfurt/ Main), hrsg. von der Wirtschaftspolitischen Gesellschaft von 1947 (WIPOG)
1966 – 1968
Wissenschaftlicher Redakteur der Zeitschrift „Offene Welt“ (Frankfurt/M), herausgegeben von der WIPOG (Zur WIPOG siehe K. Friedrich Schade: Die Alternativen der Stunde Null – Die WIPOG hinterfragte bereits in den 50er Jahren die Agrar- und Umweltpolitik, In: Das Allgemeine Deutsche Sonntagsblatt 25.9.83)
1968
Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Forschungsstelle für internationale Agrarentwicklung an der Universität Heidelberg mit abgeschlossener Studie zu „Genossenschaften und Agrarsektor – zentrale Faktoren der entwicklungspolitischen Konzeption der DDR“
1968 bis 31.10.1970
Mitarbeiter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (später „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (BMZ))
1968
Vertraulicher Auftrag von der Spitze des BMZ an Schade, Kontakte zur Außerparlamentarischen Opposition (APO) herzustellen und diese zu einem Dialog mit dem „Establishment“ zu strittigen Fragen internationaler Politik zu bewegen.
Daraus abgeleitet – aber weit darüber hinausgehend :
Aufbau eines öffentlichen Diskurses zu „Nord-Süd“ mit einer Reihe auch strukturpolitischer Maßnahmen, z.B. neues Aufgabenprofil für die Deutsche Stiftung für Entwicklungsländer, E + Z…
Der heikle Auftrag, vom Bundesnachrichtendienst (BND) bei Schades Überwachung wohl falsch interpretiert, brachte nach dem Wechsel in der Spitze des Ministeriums den neuen Minister Erhard Eppler gleich zu Anfang in eine „Kabinettskrise“ bezüglich des BND-Verhaltens. Eppler entschied eindeutig Schades Festanstellung. Feindliches Interesse des BND, des Militärischen Abschirmdienstes (MAD) und anderer ähnlichen „Einrichtungen“ galt auch Schades späterer Tätigkeit als Leiter der Redaktion epd-Entwicklungspolitik/Chefredakteur der „Zeitschrift Entwicklungspolitik“, zumal er z. B. frühzeitig in der entwicklungspolitischen Publizistik den Waffenexport in die Dritte Welt öffentlichkeitswirksam thematisierte.
1969
Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Dritte Welt mit einer Reihe von Initiativen zur Institutionalisierung der Friedensforschung, z. B. das Gründungsvorhaben Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung
Beförderung des Informationszentrums Dritte Welt (iz3w) in Freiburg mit der Zeitschrift „blätter des iz3w“ und einer Reihe weiterer ähnlicher Initiativen in der Dritte Welt-Bewegung
Beauftragung des Frankfurter Institutes für Sozialforschung mit der „Kritischen Analyse von Schulbüchern – zur Darstellung der Probleme der Entwicklungsländer und ihrer Positionen in internationalen Beziehungen“ (veröffentlicht unter dem Titel „Heile Welt – Dritte Welt“, Opladen 1971), zugleich Grundlegung weiterer Analysen zur Rolle der Nord-Süd-Thematik in Rundfunk und Fernsehen auf Veranlassung des BMZ
Themenimpulse für den Wissenschaftlichen Beirat des BMZ und für den Interdisziplinären Arbeitskreis für Entwicklungsländerforschung (IAFEF)
Konzipierung und Beginn eines langfristig angelegten Programmes zur Gewinnung und Beteiligung der wichtigsten „Bildungsinstitutionen“ im Sinne einer „Selbstaufklärung“ der Bildung in Deutschland zu Fragen von Gerechtigkeit, Frieden, Entwicklung und Bewahrung der natürlichen Umwelt, v. a. die Kultusministerkonferenz, die Bundeszentrale für politische Bildung, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und die großen Kirchen betreffend.
Gründer der BMZ-Reihe „Schule und Dritte Welt“
1970
Veranlassung, Konzipierung und Veranstaltung der ersten, zugleich internationalen Konferenz zu „Schule und Dritte Welt“ in Wien
Initiierung eines sowohl praktischen wie auch reflexiv-kritischen Programmes zur Visualisierung sozioökonomischer Sachverhalte (v.a. in Form sog. Schaubilder), ausgehend von der durch das Dritte Reich verschütteten wissenschaftlichen Basis Otto Neuraths (Wiener Schule) – in Kontakt mit der Unesco (Alphabetisierung)
1970 bis Ende 2004
Mitbegründung und Leitung der Redaktion des Periodikums „epd-Entwicklungspolitik“ bzw. später Chefredakteur der (Nachfolge-)„Zeitschrift Entwicklungspolitik“. Die unabhängige Zeitschrift erscheint 14täglich, später monatlich. Die Publikation war bis 2003 beim epd/ Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik „angesiedelt“, bevor es Schade gelang, einen breiteren, mitteleuropäischen Herausgeberkreis zu schaffen, der ab 2004 die verlegerische Verantwortung übernahm und damit die heutige Zeitschrift „Welt Sichten“ ermöglichte.
Schade sucht, wie in Publizistik und Wissenschaft mehrfach hervorgehoben, alle auch noch so unkonventionellen Wege v.a. im Dreieck Wissenschaft – Politik – Entwicklungshilfepraxis einen Diskurs zu „Nord-Süd“ aufzubauen, auch wenn das seine berufliche Existenz und das Periodikum immer wieder in Zerreißproben brachte. Es gelang z.B., später namhafte, aber bislang von Politik und Praxis verschmähte bis ausgesonderte Wissenschaftler in einen politischen Diskurs hineinzutragen.
1971
Mitbegründer der Informationsstelle Südliches Afrika mit der Zeitschrift „issa“. Beförderung weiterer Gründungen, z.B. Lateinamerika- Nachrichten
Initiator der Initiative und Mitverfasser neben Erhard Meueler des Gutachtens zur Errichtung eines bundesdeutschen Pädagogischen Institutes Entwicklung und Frieden, vornehmlich zu finanzieren von Bund und den Kirchen. Die Zusage des Bundes, 100.000,- DM zur Verfügung zu stellen, wenn die Kirchen sich mit der gleichen Summe beteiligen, hatte Schade eingeholt. Die EKD lehnt ab, dann auch die Katholische Kirche.
1975
Durchführung des Deutschlandteils der international vergleichenden Studie der UNESCO zur Rolle der entwicklungspolitischen Thematik in Lehrplänen und schulisch relevanten „Medien“ (die Lehrpläne, den Schulfunk usw. mit einschließend)
1976
Berichterstattung für die deutschen Medien aus der IV. Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) in Nairobi/Kenia – mit dem Erfolg einer Neubesinnung der Position der deutschen Delegation
1976
Journalistenpreis Entwicklungspolitik (1.Preis) – überreicht von Bundespräsident Walter Scheel. Dabei Rede von Schade vor Bundespräsident, Ministern, Abgeordneten und Bundespressekonferenz „Die Aufrichtung der Rechte des Anderen ist zur Bedingung unseres eigenen Überlebens geworden“
1982
Großes erstes bundesweites Treffen zwischen Friedens-, Ökologie- und Entwicklungsbewegung (FRÖLE) mitveranlasst – mit dem ehemaligen Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Erhard Eppler, als „Moderator“ – mit dem Ziel einer Annäherung der Bewegungen in der dialogischen Bearbeitung der von ihnen als wichtig erachteten Zukunftsfragen
1982
Algerienreise: Recherchen, Projektbesuche und Gespräche mit Partnerorganisationen
1984
Mit Kritiken am Medienrummel und entsprechenden Spendenaufrufen v. a. der Großmedien zum Hunger in Afrika („Afrikatag“ z.B.) insbesondere aus der Feder K. Friedrich Schades wird erstmals eine unabhängige, unbequeme, fundierte Diskussion zur problematischen Rolle der Medien in der Wahrnehmung von „Hungersnöten“ bzw. Katastrophen ausgelöst, eine damals heftige Kontroverse, die seitdem immer wieder aufflackert und auch Verhaltensregeln für die Medien und NROs zur Folge gehabt hat
1984
Mitbegründung des Dritte Welt – Journalisten-Netzes (DWJN) und Aktivierung der AG Dritte Welt in der IG Medien zur Belebung der Debatte um qualifizierte Berichterstattung zu „Nord-Süd“-Fragen
1986
Indienreise: Projektbesuche, Studien zur Rolle indischer NRO, zur Landbesitzverteilung und zum Los der Frau in der indischen Gesellschaft
1989
Indienaufenthalt: Projektbesuche, Studien zu Adivasis, insbesondere zu Tribes in Schutzgebieten
1990
Mitkonzipierung und politische Initiierung des Politikfeldes „Global denken – lokal handeln“ mit der Gründung der Bewegung der kommunalen Nord-Süd-Foren; ständige Rubrik im Forum epd-Entwicklungspolitik
1991
Sonderpreis des Journalistenpreises Entwicklungspolitik – überreicht von Bundespräsident Richard von Weizsäcker
1992
Erstmalige Auslobung eines internationalen Karikaturenpreises aus Anlass von 500 Jahren „Entdeckung/Eroberung Amerikas“ zu Bushs „Neuer Weltordnung“ – mit Ausstellung
1992
Indienreise: Projektbesuche, Recherchen zur Rolle der deutschen politischen Stiftungen, zu Fraueninitiativen und zur Rolle von Karikaturen in der indischen Publizistik
1993
Gründung des pädagogischen Vereins „Solidarisch leben lernen“ (SOLILE) (Frankfurt /Main)
1993
Gründung der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für entwicklungspolitische Bildung in Schulen (HABS), die später zur Gründung der Schulstelle Dritte Welt im Hessischen Kultusministerium führte
1994
Konzipierung und Veranlassung der ersten bundesdeutschen „Stadtschulwoche“ zu Nord-Süd in Frankfurt /M mit dem Motto „Frankfurt in der Welt – die Welt in Frankfurt“. In Zusammenarbeit mit Diplom-Pädagogin/ Förderschullehrerin Anne Kordula Schade
1995
Beförderung des ersten großen Zusammenschlusses sog. Nichtregierungsorganisationen im Bereich der Entwicklungshilfe (VENRO) mit auch in der Folge kritischer publizistischer „Begleitung“ des bürgergesellschaftlichen Anspruches der Nichtregierungsorganisation NRO`s in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit
1995
Indienreise: Vertiefung der Kontakte zu Karikaturisten, Vorbereitung eines Workshops für indische Karikaturisten, Recherchen zu Basisinitiativen
1996
Zusammen mit der IG Medien Start des „Appells zum Ausbau entwicklungspolitischer Publizistik“ auf der Basis des für HIP`s (Highly involved persons) konzipierten Diskussionsforums epd-Entwicklungspolitik, der in kurzer Zeit von mehr als 300 namhaften Politikern, Abgeordneten, Wissenschaftlern und Publizisten/Journalisten unterzeichnet wurde
1996
Große Fachtagung in Frankfurt/Main zu „Entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisationen und Journalismus – ein spannendes Beziehungsfeld“
1997
Auslobung eines Karikaturenpreises in Indien zu „50 Jahre Unabhängigkeit Indiens“ – mit Ausstellung
1998
Durchführung des Deutschlandteiles der „Evaluation of Development Education projects co-financed with NGOs in the Formal Education Sector” im Auftrage der Europäischen Union
2000
Sonderpreis des Medienpreises Entwicklungspolitik – überreicht von Bundespräsident Johannes Rau
Erstmalige Auslobung eines Mitteleuropäischen Preises für Karikatur, Infografik und Foto zu Nord-Süd-Themen – mit Ausstellung
Veranstaltung einer großen internationalen Tagung „Journalismus zu Nord-Süd in Bilanz und Perspektive“ in der Friedrich Ebert – Stiftung in Berlin
Folgepublikation:
K. Friedrich Schade u.a. (Hrsg), Erleuchtend oder ausgebrannt? Journalismus zu Nord-Süd in Bilanz und Perspektiven, Frankfurt/ Main
2002
Bhutan- und Indienaufenthalt: Studium des Entwicklungsmodelles Bhutans; Recherchen zur Rolle der Landwirtschaft und der Agrarbesitzverteilung in Indien
2003
zweite Auslobung eines Mitteleuropäischen Karikaturenpreises zu Nord-Süd – mit Ausstellung
2003
Durchbruch in der Gewinnung der Bürgergesellschaft für die Übernahme öffentlicher Verantwortung bei der Gestaltung eines öffentlichen Diskurses zu Nord-Süd in Form eines breiten Herausgeberkreises für das zentrale Nord-Süd-Forum „Zeitschrift Entwicklungspolitik“ als Folgepublikation zu „epd-Entwicklungspolitik“
2004
Türkeireise: Recherchen zur Karikatur in der Türkei und zum politischen Diskurs in der Frage einer EU-Mitgliedschaft der Türkei, enger Austausch mit dem Karikaturisten Turhan Selcuk
Sonderpreis des Medienpreises Entwicklungspolitik – verliehen von Bundespräsident Horst Köhler und überreicht von der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, für K. Friedrich Schades „Lebenswerk“
2006
In Zusammenarbeit mit Karoline Schade-Meier, M. A: Konzeption der Wanderausstellung INDIEN IM BLICK – KARIKATUREN AUS INDIEN, INDIA AT A GLANCE – CARTOONS FROM INDIA, präsentiert in Frankfurt/M., Berlin, Bremen, Schwäbisch Hall, Zürich, Wien und Münster
2008
Ehrenpromotion in Leipzig
Nebenberuflich u.a.1987 bis 1999 Lehr- und Prüfungsauftrag an der Johann Wolfgang Goethe – Universität in Frankfurt/Main im Rahmen des Aufbaustudiums “Pädagogik: 3. Welt“
2013
† 14. November 2013
Short CV in English
Schade, K. Friedrich, born 1940 in Germany, studies at Frankfurt am Main, Heidelberg (Germany), Ljubliana (Slovenia) and Palermo (Italy): Diploma in Political Economy and Sociology of the University of Frankfurt am Main. After an apprenticeship in journalism, his whole professional live focused on development issues, main steps: academic research at the University of Heidelberg, employee of the Ministry for Development and Economic Cooperation of the German Federal Republic in Bonn, founder and Editor in-Chief of the European independent magazine “epd-Entwicklungspolitik”, later “Zeitschrift Entwicklungspolitik”/”Development” in Frankfurt am Main, one of the founders of the German Association for Peace and Conflict Research (AFK) and other initiatives, e.g. action groups and of civil society in the context of “North-South” - issues, setting up of cartoons in Central Europe on developmental issues in media and development education, initiator of several competitions for cartoonists in Germany, Central Europe, India and worldwide. Author, editor of many articles, books and features in broadcasting, Awards in the fields of development policy, public discourse and education. Advisor of the independent exhibition “India at a glance – Cartoons from India” in the context of Frankfurt BookFair 2006 – Guest of Honour India. † 14. November 2013